Icinga

7.3. Eventhandler

7.3.1. Einführung
7.3.2. Wann werden Eventhandler ausgeführt?
7.3.3. Eventhandler-Typen
7.3.4. Eventhandler aktivieren
7.3.5. Eventhandler-Ausführungsreihenfolge
7.3.6. Eventhandler-Kommandos schreiben
7.3.7. Berechtigungen für Eventhandler-Befehle
7.3.8. Service Event Handler Beispiel

7.3.1. Einführung

Eventhandler sind optionale Systemkommandos (Scripts oder Programme), die gestartet werden, wenn ein Host- oder Service-Zustandswechsel stattfindet. Sie werden auf dem System ausgeführt, auf dem die Prüfung eingeplant (initiiert) wurde.

Ein einleuchtender Einsatz von Eventhandlern ist die Möglichkeit von Icinga, proaktiv Probleme zu beheben, bevor jemand benachrichtigt wird. Einige andere Anwendungsmöglichkeiten für Eventhandler umfassen:

* Strom durch ein automatisiertes Script bei einem Host aus- und einzuschalten, der Probleme hat, sollte wohlüberlegt sein. Betrachten Sie sorgfältig die möglichen Konsequenzen, bevor Sie automatische Reboots implementieren. :-)

7.3.2. Wann werden Eventhandler ausgeführt?

Eventhandler werden ausgeführt, wenn ein Service oder Host

SOFT- und HARD-Zustände sind ausführlich hier beschrieben.

7.3.3. Eventhandler-Typen

Es gibt unterschiedliche Typen von optionalen Eventhandlern, die Sie definieren können, um Host- und Statuswechsel zu behandeln:

Globale Host- und Service-Eventhandler werden für jeden auftretenden Host- oder Service-Zustandswechsel durchgeführt, direkt vor einem möglichen Host- oder Service-spezifischen Eventhandler. Sie können globale Host- oder Service-spezifische Eventhandler durch die global_host_event_handler und global_service_event_handler-Optionen in der Hauptkonfigurationsdatei angeben.

Einzelne Hosts und Service können ihre eigenen Eventhandler haben, die ausgeführt werden, um Statuswechsel zu behandeln. Sie können einen auszuführenden Eventhandler durch die event_handler-Direktive in Ihren Host- oder Service-Definitionen angeben. Diese Host- und Service-spezifischen Eventhandler werden direkt nach dem (optionalen) globalen Host- oder Service-Eventhandler ausgeführt.

7.3.4. Eventhandler aktivieren

Eventhandler können durch die enable_event_handlers-Direktive in Ihrer Hauptkonfigurationsdatei programmweit aktiviert oder deaktiviert werden.

Host- und Service-spezifische Eventhandler werden durch die event_handler_enabled-Direktive in Ihrer Host- oder Service-Definition aktiviert oder deaktiviert. Host- und Service-spezifische Eventhandler werden nicht ausgeführt, wenn die globale enable_event_handlers-Option deaktiviert ist.

7.3.5. Eventhandler-Ausführungsreihenfolge

Wie bereits erwähnt werden globale Host- und Service-Eventhandler direkt vor Host- oder Service-spezifischen Eventhandlern ausgeführt.

Eventhandler werden bei HARD-Problemen und Erholungszuständen direkt nach dem Versand von Benachrichtigungen ausgeführt.

7.3.6. Eventhandler-Kommandos schreiben

Eventhandler werden wahrscheinlich Shell- oder Perl-Scripte sein, aber es ist jede Art von ausführbarer Datei denkbar, die von der Kommandozeile aus lauffähig ist. Die Scripte sollten mindestens die folgenden Makros als Argumente nutzen:

Für Services: $SERVICESTATE$ , $SERVICESTATETYPE$ , $SERVICEATTEMPT$

Für Hosts: $HOSTSTATE$ , $HOSTSTATETYPE$ , $HOSTATTEMPT$

Die Scripte sollten die Werte der übergebenen Parameter untersuchen und darauf basierend notwendige Aktionen ausführen. Der beste Weg, die Funktionsweise von Eventhandlern zu verstehen, ist der Blick auf ein Beispiel. Glücklicherweise finden Sie eins hier.

Hinweis: Zusätzliche Eventhandler-Scripte finden Sie im contrib/eventhandlers/-Unterverzeichnis der Icinga-Distribution. Einige dieser Beispiel-Scripts demonstrieren die Benutzung von externen Befehlen, um redundante und verteilte Überwachungsumgebungen zu implementieren.

7.3.7. Berechtigungen für Eventhandler-Befehle

Eventhandler werden normalerweise mit den gleichen Berechtigungen ausgeführt wie der Benutzer, der Icinga auf Ihrer Maschine ausführt. Dies kann ein Problem darstellen, wenn Sie einen Eventhandler schreiben möchten, der Systemdienste neu startet, da generell root-Rechte benötigt werden, um diese Aufgaben zu erledigen.

Idealerweise sollten Sie den Typ von Eventhandler einschätzen und dem Icinga-Benutzer gerade genug Berechtigungen gewähren, damit er die notwendigen Systembefehle ausführen kann. Vielleicht möchten Sie sudo ausprobieren, um das zu erreichen.

7.3.8. Service Event Handler Beispiel

Das folgende Beispiel geht davon aus, dass Sie den HTTP-Server auf der lokalen Maschine überwachen und restart-httpd als den Eventhandler-Befehl für die HTTP-Service-Definition angegeben haben. Außerdem nehmen wir an, dass Sie die Option max_check_attempts für den Service auf einen Wert von 4 oder höher gesetzt haben (d.h., der Service wird viermal geprüft, bevor angenommen wird, dass es ein richtiges Problem gibt). Eine gekürzte Service-Definition könnte wie folgt aussehen...

 define service{
        host_name               somehost
        service_description     HTTP
        max_check_attempts      4
        event_handler           restart-httpd
        ...
        }

Sobald der Service mit einem Eventhandler definiert wird, müssen wir diesen Eventhandler als Befehlsfolge definieren. Eine Beispieldefinition für restart-httpd sehen Sie nachfolgend. Beachten Sie die Makros in der Kommandozeile, die an das Eventhandler-Script übergeben werden - sie sind wichtig!

 define command{
        command_name    restart-httpd
        command_line    /usr/local/icinga/libexec/eventhandlers/restart-httpd  $SERVICESTATE$ $SERVICESTATETYPE$ $SERVICEATTEMPT$
        }

Lassen Sie uns nun das Eventhandler-Script schreiben (das ist das /usr/local/icinga/libexec/eventhandlers/restart-httpd-Script).

#!/bin/sh
#
# Eventhandler-Script für den Restart des Web-Servers auf der lokalen Maschine
#
# Anmerkung: Dieses Script wird den Web-Server nur dann restarten, wenn der Service
#       dreimal erneut geprüft wurde (sich in einem "soft"-Zustand befindet)
#       oder der Web-Service aus irgendeinem Grund in einen "hard"-Zustand fällt 
# In welchem Status befindet sich der Service?
case "$1" in
OK)
        # Der Service hat sich gerade erholt, also tun wir nichts...
        ;;
WARNING)
        # Wir kümmern uns nicht um WARNING-Zustände, denn der Dienst läuft wahrscheinlich noch...
        ;;
UNKNOWN)
        # Wir wissen nicht, was einen UNKNOWN-Fehler auslösen könnte, also tun wir nichts...
        ;;
CRITICAL)
        # Aha!  Der HTTP-Service scheint ein Problem zu haben - vielleicht sollten wir den Server neu starten...
        # Ist dies ein "Soft"- oder ein "Hard"-Zustand?
        case "$2" in
        # Wir sind in einem "Soft"-Zustand, also ist Icinga mitten in erneuten Prüfungen, bevor es in einen
        # "Hard"-Zustand wechselt und Kontakte informiert werden...
        SOFT)
                # Bei welchem Versuch sind wir? Wir wollen den Web-Server nicht gleich beim ersten Mal restarten,
                # denn es könnte ein Ausrutscher sein!
                case "$3" in
                # Warte, bis die Prüfung dreimal wiederholt wurde, bevor der Web-Server restartet wird.
                # Falls der Check ein viertes Mal fehlschlägt (nachdem wir den Web-Server restartet haben),
                # wird der Zustandstyp auf "Hard" wechseln und Kontakte werden über das Problem informiert.
                # Hoffentlich wird der Web-Server erfolgreich restartet, so dass der vierte Check zu einer
                # "Soft"-Erholung führt. Wenn das passiert, wird niemand informiert, weil wir das Problem gelöst haben.
                3)
                        echo -n "Restart des HTTP-Service (dritter kritischer "Soft"-Zustand)..."
                        # Aufrufen des Init-Scripts, um den HTTPD-Server zu restarten
                        /etc/rc.d/init.d/httpd restart
                        ;;
                        esac
                ;;
        # Der HTTP-Service hat es irgendwie geschafft, in einen "Hard"-Zustand zu wechseln, ohne dass das Problem
        # behoben wurde. Er hätte durch den Code restartet werden sollen, aber aus irgendeinem Grund hat es nicht
        # funktioniert. Wir probieren es ein letztes Mal, okay?
        # Anmerkung: Kontakte wurden bereits darüber informiert, dass es ein Problem mit dem Service gibt (solange
        # Sie nicht Benachrichtungen für diesen Service deaktiviert haben.
        HARD)
                echo -n "Restart des HTTP-Service..."
                # Aufrufen des Init-Scripts, um den HTTPD-Server zu restarten
                /etc/rc.d/init.d/httpd restart
                ;;
        esac
        ;;
esac
exit 0

Das mitgelieferte Beispiel-Script wird versuchen, den Web-Server auf der lokalen Maschine in zwei Fällen zu restarten:

Das Script sollte theoretisch den Web-Server restarten und das Problem beheben, bevor der Service in einen "Hard"-Problemzustand wechselt, aber wir stellen eine Absicherung bereit, falls es nicht das erste Mal funktioniert. Es ist anzumerken, dass der Eventhandler nur einmal ausgeführt wird, wenn der Service in einen HARD-Zustand wechselt. Das hält Icinga davon ab, das Script zum Restart des Web-Servers wiederholt auszuführen, wenn der Service in einem HARD-Problemzustand bleibt. Das wollen Sie nicht. :-)

Das ist alles! Eventhandler sind ziemlich einfach zu schreiben und zu implementieren, also versuchen Sie es und sehen, was Sie tun können.